
International Union of Marine É«¶à¶àÊÓÆµ (IUMI): 150 Jahre Unterstützung des Welthandels
September 12, 2024
Von Matthias Kirchner und Mathieu Daubin
Matthias Kirchner, Underwriting Manager-Marine, Germany, Austria & CSEE, AXA XL; Mitglied des Executive Committee, IUMI, und Mathieu Daubin, Chief Underwriting Officer-Marine, Asia & Europe, AXA XL; Vice-Chair, Facts & Figures Committee, IUMI
Die Jahreskonferenz 2024 der International Union of Marine É«¶à¶àÊÓÆµ (IUMI) wird in Berlin stattfinden, wo die Organisation 1874 gegründet wurde. Passenderweise trägt eine der Sitzungen den Titel „Building on 150 years of enabling global commerce“. Dies ist eine treffende Zusammenfassung der entscheidenden Rolle, die die Transportversicherung bei der Entwicklung des maritimen Warenverkehrs und damit bei der Gestaltung der Weltwirtschaft gespielt hat.
Im Jubiläumsjahr stehen nicht nur die historischen Beiträge der Organisation auf der Agenda. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden auch darüber diskutieren, wie wir die Schifffahrtsindustrie, die mit zahlreichen komplexen Herausforderungen konfrontiert ist, weiterhin unterstützen können.
Der historische Kontext
Die Geschichte der Transportversicherung reicht bis in die Antike zurück. Frühe Formen der Risikoteilung wurden bereits von Reedern und Händlern im antiken Babylon und Phönizien (ca. 3000 v. Chr.) praktiziert. Die alten Griechen (ca. 800 v. Chr.) und Römer (ca. 3. Jahrhundert v. Chr. bis 5. Jahrhundert n. Chr.) führten darüber hinaus das Konzept ein, Darlehen an die Bedingung des sicheren Abschlusses der Reise zu knüpfen.
Im zwölften bis vierzehnten Jahrhundert entwickelten lombardische Kaufleute in Norditalien formelle Versicherungsverträge für Seetransporte, in denen die Bedingungen und die gedeckten Risiken festgelegt wurden. Mächtige italienische Stadtstaaten, darunter Venedig, Genua und Pisa, übernahmen diese Praktiken schnell. Im dreizehnten bis siebzehnten Jahrhundert forderte dann die Hanse, ein Zusammenschluss von Kaufmannsgilden und Handelsstädten in Nordwest- und Mitteleuropa, ein organisiertes Risikomanagement für den Handel in der gesamten Ost- und Nordsee. Etwa zur gleichen Zeit führten Fortschritte in der Finanzmathematik zusammen mit Edward Lloyds Gespür für die entscheidende Bedeutung von Informationen und Daten zur Gründung von Lloyd's of London, das aus dem im Jahr 1688 erstmals erwähnten Kaffeehaus hervorging. Der Name wurde schnell zum Synonym für Transportversicherungen, und die Vorgehensweisen und Standards von Lloyd's haben die heutigen modernen Versicherungsmärkte mitgeprägt.
Der Bedarf an solidem Versicherungsschutz für Seetransporte und stabilen Versicherungsmärkten wurde jedoch im späten 19. Jahrhundert noch deutlicher, da in dieser Zeit rückblickend die Grundlage für die heutige, weitaus größere und stark vernetzte Weltwirtschaft geschaffen wurde. Insbesondere die Einführung schnellerer, zuverlässigerer und effizienterer Dampfschiffe in dieser Zeit trug zu einer Intensivierung des internationalen Handels bei.
Mit dem Aufschwung des Seehandels und der Weltwirtschaft nahmen jedoch auch die Häufigkeit und Schwere der Schäden – durch gesunkene Schiffe, beschädigte oder gestohlene Fracht oder brennende Lagerhallen – erheblich zu. Einzelne Ereignisse wurden immer komplexer und kostspieliger. Diese instabile Risikolandschaft stellte eine große Herausforderung für die schnell wachsende Schifffahrtsindustrie und das wachsende Netzwerk von Versicherern dar, das die Risiken auf größere Investorengruppen verteilen sollte.
Die Gründung der IUMI im Jahr 1874 war ein wichtiger Wendepunkt, da ihre Gründungsmitglieder erkannt hatten, dass sie durch Zusammenarbeit und Wissensaustausch die Komplexität der Seeversicherung besser bewältigen, Branchenstandards setzen und sich für die Interessen ihrer Mitglieder einsetzen konnten.
Schon in den Anfangsjahren bot die IUMI eine Plattform für Diskussionen und den Informationsaustausch, was in einer Zeit, in der die Kommunikation nicht so direkt war wie heute, von enormer Bedeutung war.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts kam es zu weiteren tiefgreifenden Veränderungen: Fortschritte in der Schifffahrtstechnologie, Veränderungen der globalen Handelsrouten und das Auftreten neuer Risiken im Seeverkehr. Als Reaktion darauf engagierte sich die IUMI zunehmend in internationalen Regulierungsdiskussionen und vertrat die Interessen der Transportversicherer in verschiedenen globalen
Foren. In dieser Zeit begann die IUMI mit der Veröffentlichung von Berichten und Richtlinien, die zur Verbesserung der Praktiken in der Transportversicherung beitrugen.
Die Einführung der Containerisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts revolutionierte die weltweite Schifffahrt. Sie brachte jedoch auch neue Herausforderungen mit sich, darunter das Übergewicht von Containern und falsch deklarierte Gefahrgutladungen. Die IUMI reagierte darauf mit detaillierten Untersuchungen und der Bereitstellung von Leitlinien für den Umgang mit diesen Risiken. Die Organisation engagierte sich auch zunehmend in Umweltfragen, insbesondere als Reaktion auf schwerwiegende Ölverschmutzungen und andere Katastrophen auf See.
Eine solide politische Agenda
Kommen wir zur Gegenwart. Die aktuelle politische Agenda der IUMI unterstreicht die Herausforderungen, denen sich Versicherer bei der Unterstützung eines Transportökosystems in einer zunehmend volatilen Risikolandschaft gegenübersehen, die von operativen, geopolitischen, ökologischen und technologischen Risiken geprägt ist. Zu den drängendsten Problemen gehören auf See verloren gegangene Container, die dringende Notwendigkeit, die CO2-Emissionen zu reduzieren, und die Gefahren beim Transport von Produkten, die Lithium-Ionen-Batterien enthalten. (Diese Themen sind auch Teil der Workshops auf der Konferenz in Berlin.)
Auf See verloren
Angesichts immer größer werdender Containerschiffe gehen auch immer mehr Container auf See verloren. Die IUMI hat sich bereits intensiv an der Förderung von Forschungsarbeiten zu den komplexen Ursachen beteiligt, die dazu führen, dass Container über Bord gehen. Sie hat auch an der Entwicklung von Warnhinweisen mitgewirkt, die Besatzungen und Betriebspersonal bei der Planung, Erkennung und Vermeidung von unkontrollierten Schiffsbewegungen in „rauer See“, einer der Hauptursachen für Verluste, unterstützen. Darüber hinaus hat die IUMI Änderungsentwürfe zum SOLAS-Übereinkommen (Internationales Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See) unterstützt, die Kapitäne verpflichten, verlorene Container unverzüglich zu melden. Diese Änderungen sollen am 1. Januar 2026 in Kraft treten.
Dekarbonisierung des Frachtverkehrs
Der Seefrachtverkehr ist nach verschiedenen Berechnungen für etwa 2-3 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Als Reaktion auf internationale Abkommen und den Druck von Regulierungsbehörden, Finanzinstituten und der Öffentlichkeit untersucht die Branche verschiedene Möglichkeiten, um schädliche Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Auch hier unterstützt die IUMI verschiedene gesetzgeberische und regulatorische Bemühungen, beispielsweise in Bezug auf Sicherheitsrichtlinien für alternative Kraftstoffe. Sie unterstützt auch aktiv die Poseidon Prinzipien für die Transportversicherung, ein Gemeinschaftsprojekt großer internationaler Transportversicherer, darunter É«¶à¶àÊÓÆµ und führender Reedereien. Das Hauptziel besteht darin, einen Standard für die Quantifizierung und Berichterstattung der Kohlenstoffintensität von Transportversicherungsportfolios festzulegen und darauf hinzuarbeiten, dass die globale Schifffahrtsindustrie ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 auf Null reduziert.
Lithium-Ionen-Batterien
Heutzutage sind Lithium-Ionen-Batterien überall anzutreffen. Sie werden in allen möglichen Formen transportiert, als neue oder gebrauchte Batterien oder eingebaut in elektronische Geräte. (Zunehmend werden auch batteriebetriebene Schiffe mit vollelektrischen oder Hybridsystemen eingesetzt.) Das Risiko besteht in einem sogenannten thermischen Durchgehen. Bestimmte Bedingungen, z.B. übermäßige Hitze, können zu einem Anstieg der Innentemperatur der Batterie führen. Wird die Wärme nicht abgeführt, kann die Batterie in Brand geraten. Neben der Brandgefahr entstehen bei dieser Reaktion giftige Gase und Rückstände, die auch nach dem Löschen des Brandes bestehen bleiben. Dieses Risiko ist relativ neu und die Industrie arbeitet noch daran, es zu verringern. Die IUMI arbeitet ihrerseits an der Förderung bewährter Praktiken für den Umgang mit diesen Ladungen.
Zunehmend vernetzte Risiken
Die von Transport(rück)versicherern gebotene Sicherheit und Stabilität hat die Entwicklung dichter internationaler Handelsnetze erleichtert und Ländern und Regionen weltweit größeren wirtschaftlichen Wohlstand gebracht.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass einzelne Ereignisse, wie die anhaltenden Angriffe im Roten Meer oder der Einsturz der Baltimore-Brücke, eine stärker vernetzte Risikolandschaft offenbaren. Die Auswirkungen solcher Ereignisse beschränken sich nicht mehr auf eine begrenzte Anzahl von Beteiligten, sondern „“. Sie müssen daher ausgefeiltere Portfolioanalysen durchführen, um die Wechselwirkungen zwischen z.B. Transitrouten, Schiffsbewegungen und Schiffsansammlungen in Häfen besser zu verstehen, damit wir unsere Kunden dabei unterstützen können, proaktive Maßnahmen zur Risikominderung zu ergreifen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Weltwirtschaft, der internationale Handel und die IUMI seit 1874 erheblich weiterentwickelt haben. Seitdem hat sich die IUMI von einem Forum für Diskussionen und Informationsaustausch zu einer der weltweit führenden Organisationen entwickelt, deren Einfluss auf die Praktiken und Richtlinien der Branche nicht mehr wegzudenken ist. Da die Risiken – z. B. geopolitische Spannungen, Klimawandel, Cybersicherheit, regulatorische Anforderungen und technologische Innovationen – immer zahlreicher und komplexer werden, ist die Rolle der IUMI wichtiger denn je. Das Engagement der IUMI für Zusammenarbeit, Forschung und Interessenvertretung trägt dazu bei, dass die Transportversicherung auch in den nächsten 150 Jahren den Welthandel unterstützen und ermöglichen kann.
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