
Die Steuerung von US-Haftpflichtrisiken über Globale Programme
June 27, 2017
Von $name
Die USA sind der größte Wirtschaftsraum der Welt, weshalb auch in Zukunft Unternehmen in diesen Markt expandieren werden um Wachstum zu realisieren. Einhergehend mit der fortschreitenden Globalisierung wird unsere Welt aber zunehmend komplexer und prozessfreudiger. In diesem Kontext stellen die USA mit unterschiedlichen Regularien in den verschiedenen Bundesstaaten, insbesondere in Verbindung mit einem verbraucherfreundlichen Rechtssystem, eine wesentliche Herausforderung dar, wenn es um das Management von Haftpflichtrisiken geht. Ein äußerst effizientes Instrument zur Absicherung von Risiken, die sich durch die Internationalisierung eines Unternehmens ergeben, sind Globale Versicherungsprogramme. Um diese Deckung entsprechend der jeweiligen steuerlichen und rechtlichen Bestimmungen umzusetzen, bedarf es eines Versicherungspartners der die internationale Infrastruktur und Fähigkeiten besitzt, Versicherungslösungen maßgeschneidert auf die individuellen Bedürfnisse des Kunden anzupassen. Mukadder Erdoenmez, Head of International Casualty EMEA & LatAm bei XL Catlin, erklärt, wie Globale Programme Kunden helfen können, die Deckung ihrer komplexen Haftpflichtrisiken zu steuern und zu optimieren.
Welche großen Unterschiede gibt es zwischen Haftpflichtrisiken in den USA und Europa?
Das US-Rechtssystem basiert auf dem Common Law, analog zum Vereinigten Königreich, während auf dem europäischen Kontinent das bürgerliche Recht vorherrscht. Außerdem ist die Rechtsprechung in den USA generell weitaus verbraucherfreundlicher als in Europa. Anwälte erhalten eine Vergütung im Erfolgsfall, und durch die Möglichkeit von Sammelklagen wird ein Umfeld geschaffen, in dem manche Kläger nach „tiefen Taschen“ suchen. Durch diese Voraussetzungen müssen Unternehmen ihre Aktivitäten, wie beispielsweise Marketingkampagnen, sorgfältig planen und ihre externe Kommunikation entsprechend gestalten. So könnte beispielsweise ein pharmazeutisches Unternehmen bereits ungewollt Haftungsansprüche durch die Mitteilung generieren, ein von ihm hergestelltes Arzneimittel habe u.a. Gewichtsverlust als Nebenwirkung. Wenn hierauf basierend ein Großhändler das Arzneimittel als Diätmittel verkauft und bei dessen Kunden die gewünschte Wirkung ausbleibt, könnte der Hersteller theoretisch in einem von unzufriedenen Verbrauchern angestrengten Gerichtsverfahren dafür haftbar gemacht werden. Das US amerikanische Rechtssystem schafft ein Umfeld, in dem sowohl Kompensation als auch Reputationsrisiken deutlich höher sind als in anderen Ländern und Schadenersatzzahlungen beachtlich sein können. Sie sollten also nicht nur eine Versicherungspolice haben, die Ihre Risiken in diesem besonderen Umfeld abdeckt, sondern auch einen Versicherer wählen, der über die entsprechende Erfahrung im Risikomanagement verfügt. Der Fokus bei der Arbeit mit Versicherungsnehmern sollte immer darauf liegen, deren individuelles Risikoprofil zu analysieren, Maßnahmen zur Risikobegrenzung zu diskutieren und umzusetzen sowie die Struktur der Versicherungspolice auf das spezifische Schadenpotenzial des jeweiligen Kunden abzustimmen.
Wie helfen Globale Programme Kunden, solche Risiken abzudecken?
Globale Programme bieten eine hervorragende Möglichkeit, eine harmonisierte Deckung über viele Ländergrenzen hinweg zu erhalten, die gleichzeitig die jeweiligen lokalen Compliance-Vorgaben berücksichtigt. Aufgrund des stark regulierten Versicherungsmarktes und individuellen Vorschriften je Bundesstaat, benötigen Unternehmen insbesondere für in den USA gelegene Haftpflichtrisiken Policen, die auf dieses besondere rechtliche, Compliance- und Reputationsrisiko-Umfeld abgestimmt sind. Über ein Globales Programm erhalten sie genau die Deckungselemente und -summen, die sie benötigen, und können ihre lokalen US-Risiken in ein internationales Deckungskonzept aufnehmen. Je nach Struktur des Programms kann eine lokale US-Haftpflichtpolice mit der Masterpolice bezogen auf Summendifferenzen („DIL“ = Difference-in-Limit) und Bedingungsdifferenzen („DIC“ = Difference-in-Conditions) interagieren. Während die lokale US-Police sicherstellt, dass der Kunde den lokalen Versicherungsvorschriften entsprechen kann und für bestimmte lokal geltende Anforderungen abgesichert ist, besteht – je nach Aufbau des globalen Programmes – die Möglichkeit, dass einzelne Deckungselemente über die Masterpolice abgesichert sind. Es ist weitverbreitet, dass lokale US-Policen keine Deckungserweiterungen umfassen, die in Freedom of Form Policen vorgesehen sind – z.B. Product Recall oder Errors & Omissions („E&O“) von Herstellern. Natürlich müssen die Versicherer immer sicherstellen, dass die angebotene Deckung den rechtlichen und steuerlichen Vorgaben der jeweiligen Staaten entspricht.
Welche Unterschiede gibt es zwischen admitted und non-admitted Deckung?
Wie bereits erwähnt, sind die USA stark reguliert, wenn es um Versicherung geht. Jeder Bundesstaat verfügt über eine eigene Versicherungsaufsicht und die Versicherungsnehmer müssen die jeweiligen Vorschriften erfüllen. Ein Hauptmerkmal des US-Versicherungsmarkts ist die Unterscheidung zwischen so genannten „admitted“ und „non-admitted“ Märkten. Admitted Versicherungsträger werden von der staatlichen Aufsicht lizensiert und unterliegen der Unterstützung durch die Regierung. Aufgrund der staatlichen Garantie für admitted Märkte müssen die jeweiligen Versicherer ihre Versicherungsbedingungen und Prämiensätze bei den Aufsichtsbehörden einreichen. Non-admitted Versicherungsträger – oft auch Surplus-Lines-Versicherer genannt – hingegen sind nicht an die Tariffierungsrichtlinien und Wordingvorgaben des „admitted“ Marktes gebunden und beteiligen sich nicht an den staatliche Garantiefonds. Wenn ein Kunde ein komplexes Risiko hat oder spezifische Deckung benötigt, ist der Weg über eine non-admitted Versicherung daher in der Regel einfacher. Besonders bei multinationalen Kunden mit individuellem Risikospektrum ist dies sinnvoll, da wir Versicherer dann ein entsprechend zugeschnittenes Ratingmodell anwenden und ein optimales Deckungskonzept maßschneidern können.
Und die neuen Haftungsrisiken, wie z. B. Cyber?
Cyber-Risiken gehören zu den kritischsten (relativ) neuen Gefahren, denen Unternehmen zunehmend ausgesetzt sind. Die Datenschutzvorschriften der USA und die Datenschutz-Grundverordnung der EU, die ab dem 25. Mai 2018 gelten wird, haben Auswirkungen auf international agierende Unternehmen und auch auf solche, die zwar nur einen nationalen Sitz haben, aber Produkte und Dienstleistungen an internationale Kunden verkaufen. Wenn Sie beispielsweise einen Online-Shop in Deutschland betreiben, können in Kalifornien ansässige Kunden unter Verwendung von Kreditkartendaten Ihr Produkt kaufen. Daher müssen Sie sich allein schon für den potenziellen Fall eines Diebstahls oder Verlustes dieser Kundendaten des Cyber Risikos bewusst und in der Lage sein, entsprechend der Datenschutzvorschriften von Kalifornien zu reagieren. Verstärkt wird dieser Aspekt noch durch eine physische Präsenz Ihres Unternehmens, z.B. durch eine Niederlassung, in den USA. Wenn Ihr Unternehmen in die USA expandieren möchte und eine lokale Niederlassung einrichtet, in der Mitarbeiterinformationen gespeichert werden, gelten noch umfangreichere US-Datenschutzvorschriften. Die ständige Weiterentwicklung und die Natur von Technologie und Produkten machen deutlich, dass Risiken laufend ihr Profil verändern können – besonders bezogen auf Cyber. Beispielsweise bringt eine Kaffeemaschine, die Sie auf dem Heimweg von Ihrem Smartphone aus starten können, eine ganze Reihe potenzieller Haftungsrisiken mit sich. In dieser immer komplexer werdenden Welt kann die Versicherungsbranche Unternehmen helfen, sich gegen eine dynamische Risikolandschaft abzusichern und mit Hilfe von Globalen Versicherungsprogrammen eine integrierte und effiziente Lösung bereitzustellen. Diese können auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten und flexibel mit Blick auf neu aufkommende Risiken wie Cyber weiterentwickelt werden – und dies über Landesgrenzen hinaus.
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