
Provenienz: Ein nützliches Instrument zur Risikominimierung im Kunsthandel
March 23, 2020
Von Natasha Fekula
Vice President and Claims Manager, Fine Art, Jewelry and Specie, AXA XL
Risikomanagement zielt, vereinfacht ausgedrückt, darauf ab, den Wert von etwas zu schützen. In der bildenden Kunst ist der Wert eines Objekts untrennbar mit seiner Echtheit verbunden. Das echte Werk eines anerkannten Künstlers kann Millionen von Euros einbringen, während eine Fälschung, selbst wenn ein flüchtiger Beobachter es nicht vom Original unterscheiden kann, fast wertlos ist. Bei Kunstgeschäften gehört zum Risikomanagement daher notwendigerweise die Feststellung der Echtheit, und zwar in weitestgehendem Umfang.
Echtheit kann auf manchmal unerwartete Weise bei Schadenfällen, die mit Verlust oder Beschädigung von Kunstwerken verbunden sind, ins Gewicht fallen. Die Höhe eines Schadenfalls hängt davon ab, ob das Kunstwerk auf der Grundlage des aktuellen Marktwerts oder eines vereinbarten Marktwerts versichert ist. In beiden Fällen kann eine Begutachtung Fragen bezüglich der Echtheit eines Werkes aufwerfen, von denen der Eigentümer zuvor keine Vorstellung hatte.
Kunstsachverständige, Sammler und Händler wenden in der Regel mehrere Methoden an, um die Echtheit eines Kunstwerks festzustellen. Eine der Wichtigen ist die Bestimmung seiner Provenienz. Die Provenienz ist die Geschichte des Eigentums an einem Werk. Sie ist so wichtig, weil sie darauf schließen lässt, dass ein Werk nicht gestohlen oder gefälscht wurde und sein gegenwärtiger Eigentümer das Eigentum rechtmäßig auf andere übertragen kann.
Oftmals steigt der Wert eines Gegenstandes abhängig von der Identität seines Besitzers. Ein etwa erzielte bei einer Auktion 1996 einen Preis von mehr als 450.000 US-Dollar, weil er Präsident John F. Kennedy gehört hatte. Das Auktionshaus hatte den Wert des Schaukelstuhls auf 5.000 US-Dollar geschätzt, was zeigt, dass die Herkunft einer Sache ihren Wert erheblich steigern kann. Die Kunstsammlung der Stifter brachte bei einer Wohltätigkeitsauktion im Jahr 2018 mehr als 835 Millionen Dollar und erreichte damit den Rekord als bisher größte private Sammlung, wobei die Schätzungen vor der Auktion weit übertroffen wurden.
Provenienz und Echtheit
Eine angemessene Dokumentation der Provenienz kann helfen, die Echtheit festzustellen, muss diese aber nicht unbedingt beweisen. Sogar passionierte Sammler wurden getäuscht und die sich ständig weiterentwickelnde Kunstforschung vermochte in manchen Fällen nachzuweisen, dass ein Werk nicht von einem namhaften Meister, sondern von seinem Schüler geschaffen wurde, wodurch sich sein Wert änderte. Über etwa ist bekannt, dass er mehr als 50 Schüler unterrichtete, von denen mindestens zwei vermutlich die Urheber von Werken sind, die zuvor ihrem Lehrer zugeschrieben wurden.
Die Bestimmung der Provenienz kann äußerst aufwendig sein und Jahre in Anspruch nehmen. Zu den Dokumenten, die die Provenienz belegen, gehören Quittungen, Rechnungen, Verkaufsbelege, vorherige Schätzungen, die Aufnahme in Auktionskataloge und Ausstellungskataloge von Museen oder Kunstgalerien. Die Provenienz ist bei zeitgenössischer Kunst etwas einfacher zu bestimmen als bei älteren Werken, da es wahrscheinlich noch mehr Belege gibt und diese leichter zu finden sind.
Um die Risiken strittiger Eigentumsrechte, überhöhter Zahlungen und von Enttäuschungen zu vermeiden, sollten Käufer von Kunstwerken auf Warnsignale achten, unter anderem:
- Fehlende Angaben in der Arbeit selbst. Künstler signieren ihre Kunstwerke in der Regel oder beschriften ihr Werk und manchmal können Etiketten, Stempel, Datumsangaben oder andere Arten von Informationen Hinweise auf die Identität und Herkunft eines Werkes geben. Wenn solche Anhaltspunkte fehlen, sollten Kaufinteressenten Vorsicht walten lassen.
- Fehlende Dokumentation. Fehlende Dokumente können darauf hinweisen, dass ein Kunstwerk gestohlen wurde. Diebstahl stellt ein besonderes Problem für Käufer dar, die den Erwerb bestimmter Antiquitäten sowie europäischer Kunst aus der Holocaust-Ära (1933–1945) in Betracht ziehen. Solche Werke wurden möglicherweise aus Kulturstätten geplündert oder von privaten Sammlern beschlagnahmt. Gesetze und Abkommen wie das UNESCO-Übereinkommen von 1970 über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der unzulässigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut beschränken die Einfuhr und den Verkauf bestimmter Werke. Seriöse Kunsthändler haben Kenntnis von diesen Vorschriften und halten sich daran.
Die meisten Kunstwerke haben in ihrer Geschichte Lücken. Der entscheidende Punkt ist, die Bedeutung solcher Lücken zu verstehen und nach plausiblen Erklärungen zu suchen.
- Ungeklärte Lücken. Im Idealfall ist der Nachweis der Eigentumsrechte an einem Werk vollständig. Dies ist jedoch tatsächlich selten der Fall. Die meisten Kunstwerke haben in ihrer Geschichte Lücken. Der entscheidende Punkt ist, die Bedeutung solcher Lücken zu verstehen und nach plausiblen Erklärungen zu suchen. Unerklärliche Lücken können darauf hindeuten, dass ein Werk gefälscht oder seine Geschichte erfunden ist. Wenn etwa behauptet wird, ein Kunstwerk sei aus dem 17. Jahrhundert, aber die ältesten Zeugnisse seiner Herkunft aus dem 20. Jahrhundert stammen, könnte es sich um eine Fälschung handeln.
- Fehlen eines Werks im Werkverzeichnis Ein ist eine wissenschaftliche Zusammenstellung des Gesamtwerkes eines Künstlers. Es kann einen entscheidenden Ausgangspunkt für die Erforschung der Provenienz eines Werkes bilden. unterhält elektronische Datenbanken von Werkverzeichnissen und bietet verschiedene Informationsquellen für Sammler. Ist ein solcher Datenbestand nicht vorhanden, sind andere Untersuchungen erforderlich. Andere Ansätze der Provenienzforschung können auf die eigenen Bestandsaufnahmen eines Künstlers, Museumsbibliotheken, Fotoarchive und sonstige institutionelle Datenbanken gestützt sein.
Die Feststellung der Echtheit ist eine weitere Aufgabe, für die der Experte zuständig ist. Normalerweise stützt sich die Authentifizierung auf drei Faktoren:
- Belege für das Werk in der Literatur, beispielsweise in Werkverzeichnissen und anderen institutionellen Dokumenten, etwa denen der Stiftung eines Künstlers. Insbesondere Stiftungen selbst haben die Echtheitsprüfung von Werken vor etwa einem Jahrzehnt aufgrund von Haftungsfragen eingestellt.
- Wissenschaftliche Analysen, wie etwa die Röntgendiagnostik, und die Feststellung, ob das Medium und seine Elemente aus der-selben Zeit stammen wie die, in der das Werk angeblich entstanden ist.
- Expertenanalyse oder detaillierte Überprüfung durch Sachverständige, die mit dem Werk des Künstlers sehr vertraut sind.
Gelegentlich kann, selbst wenn alle drei Faktoren kombiniert werden, die Echtheit ungewiss bleiben. Eine , die das J. Paul Getty-Museum im Jahr 1984 erworben hat, ist umstritten, weil Experten sie nach eingehender Prüfung für eine Fälschung halten. Erste wissenschaftliche Untersuchungen legten nahe, dass die Kouros-Statue aus der Antike stammt. Experten aber zweifeln dies an, weil sie schlichtweg nicht wie andere Darstellungen des griechischen Jünglings aus dieser Epoche aussieht.
Eine mahnende Geschichte über Provenienz und Echtheit führt in das Jahr 2011 zurück, als mehrere Sammler die alteingesessene New Yorker verklagten. Sie beschuldigten diese, gefälschte Gemälde des Abstrakten Expressionismus verkauft zu haben. Eine ehemalige Leiterin der inzwischen geschlossenen Galerie hatte 40 Gemälde von einem kleinen Kunsthändler erworben, der behauptete, die Bilder gehörten einem Kunden, der sie von seinem Vater geerbt hatte. Bei den Gemälden handelte es sich um nicht dokumentierte, bisher unbekannte Werke. Es wurden Anhaltspunkte dafür gefunden, dass es sich bei den Gemälden um Fälschungen handelte, die ein in New York lebender chinesischer Maler angefertigt hatte. Er war ebenso wie zwei Komplizen des Kunsthändlers aus dem Land geflohen. Eine Lehre aus dem spektakulären Niedergang der Knoedler Galerie ist, dass selbst erfahrene Augen getäuscht werden können und das Ignorieren von Warnsignalen bei der Prüfung der Provenienz eines Werkes ein kostspieliger Fehler sein kann.
In einem Fall hatte der Eigentümer ein Element eines zeitgenössischen Werks ohne Wissen oder Zustimmung des Künstlers ersetzt. Lebende Künstler können sich in solchen Situationen von ihrer Arbeit distanzieren. In dem Fall griff der Urheber des Werkes auf eben diese Möglichkeit zurück. Eine Restaurierung ohne Rücksprache mit dem Künstler und die anschließende Verleugnung der Echtheit des Werkes kann zu Rechtsstreitigkeiten führen und die Klärung des zugrunde liegenden Anspruchs erschweren. Das ist ein weiterer Grund, sich um eine spezielle Absicherung für Kunstwerke zu bemühen, und Experten hinzuzuziehen, um den Wert des Werkes zu bewahren und zu beschützen.
É«¶à¶àÊÓÆµverfügt über eine langjährige Erfahrung mit Versicherungen von Kunstwerken und hat ein globales Team mit fundierten Kenntnissen in den Bereichen Underwriting und Schadenbearbeitung. Wir arbeiten mit vielen verschiedenen Organisationen in der Kunst-Community zusammen und kennen die Risiken im Kunstbetrieb. Bitte sprechen Sie mit uns darüber, wie Sie die Risiken zum Schutz Ihrer Sammlung oder Ihres Kunstgeschäfts am besten kontrollieren können.
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