
Veranstaltungsausfall – neue Herausforderungen durch Klimawandel und erhöhte Terrorrisiken
November 25, 2024
Von Roland Brandt
Head of Underwriting Specialty
Veranstalter haben in den letzten Jahren enorme Herausforderungen gemeistert, insbesondere bei der Bewältigung der Auswirkungen der Pandemie in Form von strikten Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und neuer Hygienevorschriften.
Die Entwicklung anderer Risikofaktoren stellt die Branche jedoch vor neue Herausforderungen – vor allem die zunehmenden Bedrohungen durch extreme Wetterereignisse und Terrorismus. Diese haben erhebliche Auswirkungen auf die Planung und Absicherung von Veranstaltungen. Spezifisches Fachwissen und ein professionelles Risikomanagement sind erforderlich, um die notwendigen Vorsorgemaßnahmen zu treffen, unsere vielfältige Kulturlandschaft zu erhalten und die Sicherheit und das Wohlbefinden der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu gewährleisten. Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Versicherern kann hier wertvolle Dienste leisten.
Auswirkungen des Klimawandels
Die Bedrohung durch extreme Wetterereignisse und Naturgefahren hat sich zu einem erheblichen Risiko für die reibungslose Durchführung von Veranstaltungen entwickelt. Insbesondere die Sicherheit und der Erfolg von Outdoor-Events, Festivals und Sportveranstaltungen sind durch häufigere und intensivere Hitzewellen, Stürme, Starkregen und Überschwemmungen gefährdet.
Hitzewellen
Steigende Temperaturen und häufigere Hitzewellen sind in vielen Regionen zu einem Problem geworden. Extreme Hitze kann die Gesundheit der Teilnehmenden und des Personals durch Dehydrierung und Hitzschlag gefährden, die Infrastruktur belasten und zu Notfällen führen.
Bekannte Beispiele, bei denen die Veranstalter entsprechende Vorkehrungen getroffen haben, z.B. in Form von zusätzlichen Schattenbereichen und Trinkstationen, sind das Glastonbury Festival in Großbritannien, das Coachella Valley Music and Arts Festival in Kalifornien, das Roskilde Festival in Dänemark, der Berlin-Marathon und das Deichbrand Festival in Niedersachsen.
Damit einhergehend hat die Waldbrandgefahr in den letzten Jahren zugenommen, welche dazu führen kann, dass staatliche Organe die Genehmigung für Veranstaltungen in gefährdeten Gebieten entziehen, da die Sicherheit für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer trotz entsprechender Vorkehrungen nicht gewährleistet werden kann.
Stürme und Orkane
Starke Winde können Bühnen, Zelte und andere temporäre Bauten zerstören und eine erhebliche Gefahr für die Besucher darstellen. In Zusammenarbeit mit Meteorologen, den zuständigen Behörden und Einsatzkräften – und durch detailliertes Monitoring der zu erwartenden Windstärken – können Veranstalter in vielen Fällen durchaus sicherheitsrelevante Vorkehrungen treffen, die eine Absage oder einen Abbruch verhindern können. Dazu gehören neben robusteren Konstruktionen, Sturmankern, wasserdichten Aufbauten und zusätzlichem Sicherheitspersonal beispielsweise auch angepasste Evakuierungspläne und Fluchtwege. Ein Beispiel ist das Festival Rock am Ring, bei dem die Anpassung und Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen in den letzten Jahren trotz bedrohlicher Wetterlagen mehrfach eine Absage oder einen Abbruch verhindert hat.
Starkregen und Überschwemmungen
Intensive Niederschläge, die oft zu Überschwemmungen führen, sind durch den Klimawandel häufiger geworden. Starkregen kann Freiluftveranstaltungen innerhalb weniger Stunden lahm legen, Bühnen und Equipment beschädigen und die Anreise der Teilnehmenden erschweren. Im Jahr 2023 konnten die Veranstalter des Wacken Open Air das Festival trotz Starkregen, Überschwemmungen und schlammigen Bedingungen durchführen, die die Anreise erschwerten und teilweise zu Verkehrsbehinderungen führten. Sie hatten strikte Maßnahmen wie Zufahrtsbeschränkungen und den Einsatz von Traktoren zur Unterstützung der Besucher und ihrer Fahrzeuge ergriffen und sich um die bereits angereisten Gäste gekümmert. In den meisten Fällen sind die Rettungs- und Fluchtwege im Fokus der Maßnahmen, welche unter Einsatz von speziellen Metallplatten und Rindenmulch entsprechend präpariert werden, um den hohen Auflagen der Behörden zu entsprechen.
Erhöhtes Terrorrisiko
Die Bedrohungslage im Zusammenhang mit terroristischen Aktivitäten hat in den letzten Jahren zugenommen und stellt ein erhöhtes Risiko für die sichere Durchführung von Veranstaltungen dar. Wenn sich die Hinweise auf eine akute Gefährdung verdichten oder gar eine konkrete Drohung ausgesprochen wird, kann es zu einer vollständigen Absage einer Veranstaltung kommen – sei es durch eigene Entscheidung des Veranstalters oder durch behördliche Anordnung.
Nicht alle terroristischen Anschläge werden jedoch im Vorfeld angekündigt oder erkannt. Daher sind auch hier präventive Maßnahmen ein geeignetes Mittel, um nicht nur die Sicherheit aller Beteiligten vor Ort bestmöglich zu schützen, sondern auch für das Risiko einer Absage den gewünschten Versicherungsschutz gegen finanzielle Verluste zu risikoadäquaten Preisen zu erhalten.
Viele Veranstalter arbeiten bereits gemeinsam mit Behörden, Polizei, Rettungsdiensten und Sicherheitsexperten an umfassenden Konzepten für Evakuierungs- und Notfallpläne sowie an verschärften Einlasskontrollen und Sicherheitschecks, um zu verhindern, dass gefährliche Gegenstände auf das Gelände gelangen. Der verstärkte Einsatz von Überwachungskameras, Detektoren, speziell geschultem Sicherheitspersonal und künstlicher Intelligenz soll dabei helfen, verdächtiges Verhalten oder das Zurücklassen potenziell gefährlicher Gepäckstücke bei Großveranstaltungen zu erkennen. Im Vorfeld der Olympischen Spiele in Paris haben die Sicherheitskräfte sogar gezielt verdächtige Personen aus radikalen Netzwerken überwacht und Festnahmen durchgeführt, um potenzielle Bedrohungen zu minimieren. In jüngster Vergangenheit sind als präventives Beispiel die Konzerte in Wien von Taylor Swift zu erwähnen, da trotz Ermittlungen und Festsetzung der verdächtigen Personen die geplanten Termine im Anschluss abgesagt wurden. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass trotz großem finanziellem Interesse die Sicherheit und der Schutz aller Personen stets an erster Stelle stehen sollte.
Bei terroristischen Bedrohungen ist ein besonderer Aspekt zu berücksichtigen: Die transparente Kommunikation der Bedrohung und die sichtbaren Sicherheitsmaßnahmen können dazu führen, dass potenzielle Teilnehmer aus Angst von einem Besuch der Veranstaltung absehen, obwohl diese zur Risikominimierung eingesetzt werden. Hier ist besondere Umsicht geboten, um niemanden zu verunsichern.
Trotz der beschriebenen Maßnahmen und Kooperationen mit den entsprechenden Sicherheitsorganen, bleibt ein Restrisiko vorhanden, das zu mittleren oder großen finanziellen Schäden führen kann. Daher prüfen wir bei É«¶à¶àÊÓÆµsolche Risiken unserer Kunden genau, um risikogerechte Prämien festzulegen, und Prävention ist hier ein gewichtiger Faktor.
Versicherbarkeit
Die besonderen Herausforderungen durch extreme Wetterereignisse und Terrorrisiken werden die Branche weiter begleiten und eher zu- als abnehmen.
Aus meiner Sicht wird die Prävention in Zukunft eine deutlich größere Rolle spielen, wenn es darum geht, Ausschlüsse und Prämienerhöhungen angesichts steigender Eintrittswahrscheinlichkeit und potenzieller Schadenschwere zu vermeiden.
Obwohl sich die beschriebenen Risiken zum Teil stark unterscheiden, weisen geeignete Risikomanagementmaßnahmen viele Gemeinsamkeiten auf. Dazu gehören neben der Schulung des Personals hinsichtlich der spezifischen Gefährdungssituation auch die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden, Informationsdienstleistern sowie der Einsatz moderner Technologien zur Echtzeitüberwachung.
Flexible Pläne zur Minderung der jeweiligen Risikolage, die Prüfung von Ausweichterminen oder -orten sowie umfassende Notfallpläne für Evakuierungen oder die Unterbringung von Besuchern verbessern die Risikoqualität aus Sicht des Versicherers, was sich direkt auf die Preisgestaltung des Versicherungsschutzes auswirken kann.
Wir von É«¶à¶àÊÓÆµhaben langjährige Erfahrung in der Absicherung von Veranstaltungen und treten frühzeitig in den Risikodialog, um die relevanten kundenspezifischen Szenarien zu analysieren und gemeinsam risikoadäquate Versicherungslösungen zu entwickeln sowie langfristige Partnerschaften aufzubauen. So können sich unsere Kunden auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren: großartige Erlebnisse rund um Kunst, Kultur und Sport zu ermöglichen.
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