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Es ist eine traurige Wahrheit, dass die von einigen der wichtigsten Künstler des neunzehnten Jahrhunderts verwendeten Farbstoffe mittlerweile verblasst sind und die einst kräftigen Farben dem heutigen Betrachter weniger leuchtend erscheinen. Dieser Prozess ist unumkehrbar. Doch laut Dr. Brigitte Lindner, Kunstexpertin bei É«¶à¶àÊÓÆµ könnten vielversprechende neue Forschungsansätze dazu beitragen, Kunstwerke für künftige Generationen besser zu erhalten.

Willem van Gogh (er ist tatsächlich der Urgroßneffe des Künstlers) sagte kürzlich, dass zu den am häufigsten reproduzierten und meistverkauften Bildern die „Mandelblüten“ zählen, die Vincent van Gogh zwischen 1888 und 1890 gemalt hat. In einem im Museum archivierten Briefwechsel werden rosafarbene Blüten vor einem klaren blauen Himmel beschrieben; heute jedoch erscheinen die Blüten auf dem Gemälde fast weiß.

Kuratoren und Konservatoren sind zwar Experten, wenn es darum geht, Kunstwerke vor Beschädigung zu schützen, viele Gemälde verblassen und verändern sich im Laufe der Zeit jedoch durch Lichteinwirkung – ein Prozess, der als photochemischer Zerfall bekannt ist. Der Umgang mit dem Risiko der Lichtexposition ist eine große Herausforderung für Museen wie das Van Gogh Museum.

Der AXA Research Fund unterstützt unterschiedliche Projekte, darunter auch ein zweijähriges Stipendium für ein umfassendes wissenschaftliches Forschungsprojekt im Bereich Kunst.

Im Auswahlverfahren werden sowohl die wissenschaftliche Exzellenz und der Innovationsgrad der einzelnen Projekte, als auch deren potenzieller Nutzen für die Gesellschaft und die Möglichkeiten einer größtmöglichen Verbreitung der Ergebnisse berücksichtigt.

Im Jahr 2018 wurde das Stipendium an Gauthier Patin für seine Doktorarbeit mit dem Titel ‘Development & application of an Imaging Micro Fading Test, (iMFT), to assess the light fading on Van Gogh’s paintings’ vergeben.

Eine der Herausforderungen des Van Gogh Museums besteht darin, das Risiko der Lichtexposition zu verringern, die Farbveränderungen bei Gemälden von Van Gogh verursacht.

Wissenschaftler haben die lichtempfindlichen Pigmente, die für diese Farbveränderungen verantwortlich sind, identifiziert und ihre Abbaumechanismen untersucht. Über die Zeitspanne dieses Prozesses aber weiß man nach wie vor wenig.

Ziel der Forschung von Gauthier Patin war es, ein genaues und zuverlässiges Modell der Verblassung von Farben zu entwickeln. Davon sollte die Entscheidungsfindung bei der Konservierung und langfristigen Erhaltung der Gemälde von Van Gogh und natürlich auch seiner Zeitgenossen profitieren, die die gleichen Farbstoffe verwendet haben.

Die Ergebnisse dieses Projekts sollten künftige Farbveränderungen vorhersagbar machen und einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen, um verlorene Farben „wiederzuentdecken“ und den Betrachter möglicherweise Hinweise über die ursprüngliche Farbintention des Künstlers zu liefern. Das Gemälde „Mandelblüte“ ist hierfür ein gutes Beispiel.

Van Gogh verwendete meist die gleichen Ölfarben wie seine Künstlerkollegen des späten neunzehnten Jahrhunderts. Als Briefschreiber fast so produktiv wie als Maler, verfasste er Hunderte von Briefen an Familie und Freunde, in denen er detailliert auf die Farben und Pigmente einging, mit denen er einige seiner berühmtesten Kunstwerke schuf. Dieses wertvolle Archivmaterial sowie die späteren Forschungen von Wissenschaftlern und Kuratoren machen Van Goghs Werke zum idealen Gegenstand eines derartigen Forschungsprojekts.

Das Verblassen von Farben ist ein irreversibler Prozess; ist die Farbe einmal verblasst, kann dies nicht rückgängig gemacht werden.

Prozesse, die über einen längeren Zeitraum laufen, wie etwa das Verblassen, sind keine versicherbare Gefahr; das natürliche Verhalten der Farbe zu verblassen ist ein „inhärenter Mangel“.  

Und leider sind – bis jetzt – keine Gegenmaßnahmen bekannt.

Ziel des Projekts ist es, Konservatoren dabei zu unterstützen, das künftige Verblassen der Werke Van Goghs und seiner Zeitgenossen – wohl einige der wertvollsten und wichtigsten Kunstwerke, die je geschaffen wurden – zu verlangsamen und zu begrenzen und die Gemälde im Interesse künftiger Generationen zu erhalten.

Dieses Projekt wird auch digitale Farbrekonstruktionsprozesse optimieren, die dem Betrachter eine bessere Vorstellung davon vermitteln, wie die Gemälde aussahen, als Van Gogh sie einst malte.

Der innovative Aspekt der Forschung liegt in der Entwicklung eines verbesserten Micro-Fading-Geräts, das eine Analyse der durch Licht induzierten Farbveränderungen ermöglicht.

In seinem Zwischenbericht vom 31. September 2019 erklärt Gauthier, er habe ein Micro-Fading-Gerät entwickelt, das dem geforderten Leistungsumfang entspricht. Laut seiner Aussage hätten Forscher Messungen nach den Blue Wool Standards – international anerkannte Standards für die Lichtechtheit von Materialien – vorgenommen, was einen Vergleich der Ergebnisse mit Daten aus früheren Studien ermöglichen wird.

Dieser grundlegende Schritt wird nicht nur die Fortschritte bei diesem Projekt beschleunigen, sondern auch andere, ähnliche Projekte ermöglichen. Gauthier hat sein Wissen über die Phänomene der Farbveränderung vertieft und bewertet und testet derzeit die Entwicklungen, die mithilfe des Micro-Fading-Geräts erreicht wurden.

Nach Abschluss der Studie wird Gauthier seine Ergebnisse in Artikel veröffentlichen und auf Fachkonferenzen präsentieren.

Kunstexperten und -kennern ist das Problem bekannt, dass die Farben bestimmter Gemälde im Laufe der Zeit verblassen. Es wird uns vielleicht nie gelingen, die Farben, die Künstler wie Van Gogh vor mehr als 100 Jahren verwendet haben, genauso zu sehen, wie sie auf die Leinwand gemalt wurden. Aber innovative Forschungsansätze wie diese dürften dazu beitragen, die Werke Van Goghs und seiner Zeitgenossen zur Freude und zum Nutzen künftiger Generationen zu erhalten.

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