
Erschließung besserer Finanzierungsmöglichkeiten in Schwellenländern durch spezifische Versicherungslösungen
November 19, 2021
Von Thomas Ng
Underwriter, Political Risk, Credit and Bond, Asia Pacific, AXA XL
Die Verfügbarkeit zusätzlicher Finanzmittel für wichtige Infrastrukturprojekte und die Kreditvergabe an Kleinst-, Klein- und mittelständische Unternehmen in Schwellenländern kann durch spezifische Absicherungskonzepte ermöglicht oder erleichtert werden.
Ein weit verbreiteter Glaube ist, dass viele Probleme der Welt gelöst werden könnten, „wenn wir nur mehr Geld hätten“. Diese Ansicht ist zwar nicht völlig von der Hand zu weisen, aber doch weitgehend unzutreffend. Global gesehen ist Geld in den verschiedensten Formen keine Mangelware. Eine Vielzahl struktureller und institutioneller Faktoren stehen jedoch der Schaffung von Bedingungen im Wege, die den Menschen ein komfortableres und sichereres Leben ermöglichen könnten.
In diesem Artikel beschreibe ich, wie die Versicherungsbranche – speziell die Geschäftseinheit Political Risk, Credit & Bond (PRCB) – mit anderen Organisationen und Institutionen zusammenarbeitet, um einige dieser Hindernisse zu überwinden und so zur Armutsbekämpfung und zur Schaffung von gemeinsamem Wohlstand beizutragen.
Eine Region der Kontraste
Ich bin in Singapur ansässig und arbeite mit Kunden und Maklern zusammen, um den grenzüberschreitenden Handel und Investitionen in der asiatisch-pazifischen Region zu unterstützen. Zu den bemerkenswerten Merkmalen dieses Teils der Welt gehören seine Kontraste. Die Länder sind kulturell vielfältig und haben sehr unterschiedliche rechtliche, regulatorische und steuerliche Anforderungen. Diese vielfältigen Gegensätze stellen Finanzinstitute und Investoren, die den regionalen Handel und die wirtschaftliche Entwicklung unterstützen wollen, oft vor komplexe Herausforderungen. Gleichzeitig hat das dynamische Wachstum der Region Möglichkeiten für höhere risiko-adjustierte Renditen geschaffen.
Tatsächlich wurde in den verschiedenen Ländern des asiatisch-pazifischen Raums in den letzten zehn Jahren bedeutend mehr in die Infrastruktur investiert als in anderen Entwicklungsregionen. Daher verwundert es nicht, wenn Besucher aus verschiedenen Teilen der Welt über die glänzenden neuen Flughäfen, die modernen Autobahnen und die weit verbreitete Verfügbarkeit von Hochgeschwindigkeitsinternet staunen, um nur einige Beispiele für die jüngsten Fortschritte zu nennen. Dennoch ist die Infrastruktur in den meisten Entwicklungsländern der Region bei weitem nicht ausreichend, so dass viele Menschen keinen angemessenen Zugang zu grundlegenden sanitären Einrichtungen, Gesundheitsversorgung und Strom haben. Darüber hinaus hat die Pandemie diese Mängel nur noch vergrößert und die Bedeutung der Infrastrukturentwicklung für die Unterstützung gefährdeter Bevölkerungsgruppen noch deutlicher gemacht.
Auch zwischen den Finanzmärkten der verschiedenen Staaten der Region gibt es auffallende Unterschiede. Länder wie Australien und Singapur verfügen über robuste und umfassende Finanzsektoren, die gut gerüstet sind, um den lokalen und grenzüberschreitenden Handel und die Entwicklung zu unterstützen. In den meisten Schwellenländern der Region ist die Finanzindustrie jedoch weniger gut entwickelt, und strukturelle Defizite sind weit verbreitet. Insbesondere das „Financial Inclusion Gap“ – der fehlende Zugang zu nützlichen und erschwinglichen Finanzprodukten und dienstleistungen für Privatpersonen und Unternehmen – ist in den meisten Schwellenländern nach wie vor groß. Die Herausforderungen sind besonders akut für Frauen, einkommensschwache Haushalte und Kleinst-, kleine und mittelständische Unternehmen (KKMU), die nicht ohne Weiteres Zugang zu den grundsätzlich vor Ort verfügbaren Krediten haben.
Mobilisierung von Privatkapital
Begrenzte finanzielle Ressourcen sind ein gemeinsamer Nenner für die beiden großen Problembereiche: die unzureichende Entwicklung der Infrastruktur und das Financial Inclusion Gap. Wie ich jedoch eingangs bemerkte, ist nicht die weltweite Geldmenge in all ihren verschiedenen Formen das Problem. Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) stellt zum Beispiel fest, dass in den letzten Jahren nur 0,8 Prozent des weltweit von Pensionsfonds, Staatsfonds und anderen institutionellen Anlegern verwalteten privaten Kapitals in die Infrastruktur geflossen sind.
Die Herausforderung besteht darin, mehr von diesem privaten Kapital zu mobilisieren, da in vielen asiatischen Schwellenländern die traditionellen Kreditkanäle nur über begrenzte Kapazitäten verfügen und nur geringe Zahl von gut strukturierten Projekten auf den Weg gebracht werden. Der Bedarf ist derzeit noch akuter, da sich die Länder von der Pandemie erholen müssen.
Die International Finance Corporation (IFC) kommt zu einer ähnlichen Einschätzung. Als Teil der Weltbankgruppe ist sie auf die Förderung privater Unternehmen spezialisiert. Sie weist darauf hin, dass internationale Banken seit der globalen Finanzkrise 2008 bei der Finanzierung von Projekten des Privatsektors in Schwellenländern „insbesondere bei längeren Laufzeiten“ vorsichtiger geworden sind. Die IFC stellt auch fest, dass „angesichts der niedrigen Renditen in den Industrieländern viele institutionelle Anleger nach Möglichkeiten für höhere Renditen suchen ... und ein starkes Interesse an Schuldtiteln insbesondere von Finanzinstituten aus Schwellenländern zeigen“.
Ausweitung des Zugangs zu Finanzmitteln
Zusammengefasst ist festzuhalten: Es gibt viele Möglichkeiten, wie sich gezielte Investitionen positiv auf die Menschen in der asiatisch-pazifischen Region auswirken könnten – von notwendigen Infrastrukturverbesserungen bis zur Förderung der Beseitigung von Finanzierungslücken. Der Privatsektor verfügt über ein beträchtliches Kapitalvolumen, das für diese Zwecke eingesetzt werden könnte.
Was fehlt für den Erfolg? Nach Ansicht der IFC sind „neue Strukturen erforderlich, die Kapitalgeber und risikoübernehmende Organisationen mit Kreditsuchenden in den Schwellenländern zusammenbringen, die auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten sind“.
Hier kommt die Versicherung, insbesondere die Kreditversicherung, ins Spiel. Multilaterale Organisationen, staatliche Stellen und private Versicherungsunternehmen bieten häufig Kreditversicherungen an, um Organisationen gegen die Nichtzahlung von Verbindlichkeiten durch einen Kreditnehmer zu schützen. Durch die Zusammenarbeit mit einem Kreditversicherer, der einen Teil des Risikos übernimmt, können institutionelle Anleger, Finanzinstitute oder andere Kapitalgeber den Kreditnehmern Finanzmittel zur Verfügung stellen, die sonst nicht verfügbar wären. Oder es könnte ein Finanzpaket geschnürt werden, das über das hinausgeht, was der Kreditgeber allein hätte leisten können. In einigen Fällen können Investoren auch Versicherungen gegen sogenannte Politische Risiken abschließen, um Verluste aufgrund von Unruhen, Enteignungen oder damit verbundenen Auswirkungen zu mindern.
So haben die IFC und ein Konsortium von sechs Versicherern, zu denen auch É«¶à¶àÊÓÆµgehört, im Jahr 2020 eine Initiative ins Leben gerufen, die darauf abzielt, bis zu fünf Milliarden US-Dollar an Krediten durch die Finanzsysteme in Entwicklungsländern zu leiten – einschließlich der Länder im asiatisch-pazifischen Raum. Das sind zwei Milliarden US-Dollar mehr, als die IFC ohne die Kreditversicherungskomponente hätte anbieten können, da sie den Kapitalgebern hilft, ihre internen Vorgaben und Risikotoleranzen zu berücksichtigen und gleichzeitig die regulatorischen Kapitalanforderungen zu erfüllen.
Einer der faszinierenden Aspekte dieses Ansatzes ist, dass er leicht skalierbar und replizierbar ist. Neben dieser IFC/Weltbank-Initiative gibt es ähnliche Bestrebungen bei der ADB und anderen multilateralen Entwicklungsagenturen, Politische Risiken und Kreditversicherungen zu nutzen, um ihre Kreditvergabekapazitäten zu erweitern.
Indem sie dazu beitragen, Kapitalgeber zu mobilisieren, spielen Spezialisten für PRCB eine wichtige Rolle bei der Unterstützung des grenzüberschreitenden Handels und von Investitionen in Schwellenländern. Die Erleichterung des Zugangs zu den Finanzressourcen der Welt wird immer wichtiger, da die Schwellenländer versuchen, ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu stärken und die wirtschaftliche Entwicklung von Frauen, einkommensschwachen Haushalten und KKMU zu fördern. Im Laufe der Zeit sollte die Möglichkeit, Politische und Kreditrisiken mit Versicherungen zu managen, zusätzliche Kapitalgeber dazu ermutigen, sich an der Finanzierung von Schwellenländern zu beteiligen und neue Verbindungen zwischen Unternehmen in Entwicklungsländern und internationalen Finanzinstitutionen zu fördern.
Thomas Ng ist Underwriter im Political Risk, Credit and Bond Team von AXA XL. In dieser Funktion arbeitet er mit Kapitalgebern, Investoren und Unternehmen zusammen, um „structured credit and political risk“ Lösungen in Schwellenländern zu entwickeln. Er kam 2017 zu É«¶à¶àÊÓÆµ nachdem er in analytischen Funktionen im Bankwesen und bei einer Ratingagentur tätig war.
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