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Im Februar 1748 sandte Baron Heinrich Jakob Häckel ein kleines Gemälde mit der Darstellung einer Heiligen Familie in einer Landschaft sowie einen Kupferstich mit dem gleichen Motiv per Postkutsche von Frankfurt am Main nach Kassel zu Landgraf Wilhelm VIII. Der Baron erbat sich ein Gutachten des Landesherrn zu dem Gemälde, von dem man heute vermutet, dass es von Raffael stammt. Landgraf Wilhelm antwortete am 6. Februar 1748: „Ich habe [...] das übersandte Gemählde von Raphael und dem Kupfer davon gantz wohl erhalten. [...] Inmittelst werde es noch genauer examiniren, und sodann beydes auf mein Risico wieder zurücksenden.“

Am 25. Februar 1748 schrieb Landgraf Wilhelm nach erfolgter Untersuchung: „[...] Ich habe es mit aller Sorgfalt gepacket und ohne mindeste Versehrung wieder zurückgehen lassen, will also nicht zweifeln, dass es ebenso überkommen wird [...]“.

Der Briefwechsel weist einige Schlagworte auf, die im heutigen Kunsttransportwesen eine ebenso zentrale Rolle spielen wie vor 250 Jahren. Der Landgraf als Empfänger bestätigte den intakten Zustand des Gemäldes nach dessen Ankunft in Kassel und kündigte an, dass er das Bild auf sein eigenes Risiko zurückschicken werde. Bei der Rücksendung an den Eigentümer vermerkt er, dass das Bild sorgfältig verpackt worden sei und seinen temporären Aufenthaltsort ohne Beschädigung verlassen habe.

Die angesprochenen Punkte sind auch bei heutigen Kunsttransporten die wichtigsten: die Verpackung, die Zustandsdokumentation und die Frage, wer für einen etwaigen Schaden aufkommt. Damals noch war Landgraf Wilhelm bereit, das Transportrisiko selbst zu tragen, heute bedarf es in der Regel einer Versicherung, da:

  • ein etwaiger Verlust oder die Beschädigung eines wertvollen Kunstwerks für den Eigentümer neben dem ideellen auch einen erheblichen finanziellen Verlust bedeuten könnte
  • für einen Leihnehmer  Entschädigungsforderungen anfallen könnten, die zum Beispiel Museen, Kunsthallen oder ähnlichen Einrichtungen öffentlichen Zwecks die Existenzgrundlage entziehen könnten.

Welche Aspekte sollte ein Kurator oder ein Sammler aus heutiger Sicht vor allem beachten, um wertvolle Kunstwerke beim Transport optimal zu schützen?

Richtiges Handling und anspruchsgerechte Verpackung

Zunächst muss sichergestellt sein, dass die Kunstwerke ihren materiellen Erfordernissen entsprechend verpackt werden. Sofern der Eigentümer nicht selbst eine Verpackung vorrätig hat und in der Lage ist, ein Kunstwerk professionell zu verpacken, sollte eine spezialisierte Spedition mit dieser Aufgabe und schließlich auch mit dem Transport betraut werden.

Dies stellt hohe Ansprüche an  die Transportfirmen, denn kein Kunstwerk ist wie das andere, und vor allem sind  viele zeitgenössische, hochfragile oder aus Kombinationen zahlreicher Materialien bestehende Kunstwerke für einen Verpacker und Transporteur echte Knacknüsse. Wir denken hier zum Beispiel an Arbeiten mit Alufolien, gebogenen Neonröhren oder gar aus Spinnennetzen.

Aber auch Werke aus traditionellen Materialien, wie zum Beispiel mittelalterliche Holzskulpturen, erfordern höchste Vorsicht. Besonders Klimaschwankungen, aber auch Erschütterungen bzw. Vibrationen stellen hier große Herausforderungen dar. Farbige Fassungen müssen nicht immer so stabil sein, wie sie aussehen. Bei einer Verpackung muss außerdem bedacht werden, dass Holz „arbeitet“. Folglich muss Klimastabilität während des gesamten Transports gewährleistet sein. Dies gilt notabene für die meisten Kunstwerke.

Schadenanfällig sind natürlich generell Objekte aus zerbrechlichen Materialien wie Porzellan, Fayence, Glas und so weiter. So dürfen Henkel von Gefäßen oder andere abstehende Teile keinem Druck ausgesetzt werden. Beim Handling muss darauf geachtet werden, dass ein Gefäß beim Ein- oder Auspacken niemals am Henkel angefasst wird, da er instabil sein und brechen könnte. Ebenso muss der Verpacker wissen, dass eine Porzellanfigur immer an der festesten, massivsten Stelle angefasst werden muss und das Objekt zudem mit der zweiten Hand von unten zu stützen ist. Wo für andere Kunstwerke Baumwollhandschuhe zwingend sind, wären sie hier fehl am Platze, da vor allem glasiertes Porzellan sonst schnell aus der Hand rutschen könnte.

Bei alten Holztafelgemälden ist hinsichtlich des Schutzes vor Erschütterungen zu beachten, dass die Werke oft aus zwei oder mehr verleimten oder verzapften Brettern bestehen können, deren Kohäsion instabil sein könnte. Wenn dann auch noch Holzwürmer einen Teil der Substanz bereits weggefressen haben, genügen schon geringe Vibrationen – von Stößen gegen die Transportkiste ganz zu schweigen – für das Auseinanderbrechen der Tafeln. Hier ist eine entsprechend umfangreiche Innenausstattung der Transportkiste absolut notwendig. Nur so dringen derlei äußere Belastungen gar nicht erst zum Objekt vor.

Beim Verpacken und Transportieren von Kunstwerken kommt es also nicht nur auf die objektgerechte Verpackung an, sondern auch auf Erfahrung in der Handhabung der Objekte. Die beste Transportkiste nützt nicht viel, wenn das Objekt nicht fachgerecht in diese ein- oder aus dieser wieder ausgepackt wird.

Auch eine Möglichkeit: die Kartonage

Für kleine und mittelgroße Objekte und kürzere Transporte innerhalb derselben Klimazone können auch Hartkartonagen geeignet sein, vor allem für „Flachware“ wie Gemälde oder Papierarbeiten. Sie helfen, das Gewicht der Sendung zu verringern. Dabei sollte es sich um sogenannte zwei- bis dreilagige Schwerwellpappe handeln. Lässt sich ein Blatt sogar rollen, sollte eine Teleskopverpackung verwendet werden.

 Zustandsdokumentation

Die Verpackung sollte fotografisch bzw. mittels schriftlicher Vereinbarung im Transportauftrag dokumentiert werden. So lässt sich im Schadensfall belegen, dass man den Objektschutz während eines Transports angemessen bedacht hat. Dazu gehört auch, dass die Transportpapiere vollständig sind und Empfangsvorbehalte auf dem Frachtbrief ordnungsgemäß vermerkt werden. Dies ist relevant für den Fall,  dass die Verpackung bei Ankunft beschädigt sein sollte oder ein anderer Verdacht auf einen Schaden besteht.

Von eminenter Bedeutung sind die Zustandsberichte, die in jeder Phase eines Transports erstellt werden sollten. Das sagen wir im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass dies nicht immer im gewünschten Maße möglich ist, sei es aus Zeitgründen, aufgrund fehlender Personalressourcen oder weil der versicherte Objektwert nicht in sinnvoller Relation zum Aufwand steht. Ein drängendes Problem ist im Leihverkehr heutzutage die Tatsache, dass ein erster Zustandsbericht erst bei der Ankunft eines Kunstwerks am Ort der Ausstellung verfasst wird. Dann aber liegt in der Regel schon ein versicherter Transport hinter der Leihgabe, bei dem ein Schaden hätte passieren können. Wie soll aber ein Geschädigter seinem Versicherer erklären, dass, wie und wann ein Schaden während des versicherten Anlieferungstransports eingetreten ist, wenn der Schadenshergang nicht eindeutig nachvollziehbar ist und zudem nicht dokumentiert wurde, in welchem Zustand das Objekt seine Reise angetreten hat?

Oft fehlen Zeit und Geld für umfangreiche Zustandsberichte. Dennoch sollte es aber immer möglich sein, ein Kunstwerk vor dem Verpacken für die Reise wenigstens fotografisch zu dokumentieren, und zwar unabhängig davon, ob es sich um einen Transport im Leihverkehr oder einen anderen Transportzweck handelt. Im Zweifelsfall könnte eine unzureichende Dokumentation unter Umständen die Entschädigung  gefährden.

Von einem Sammler oder einem Museum kann nicht zwingend verlangt werden, dass ein Kunstwerk auf eigenes Risiko auf die Reise geschickt wird, wie weiland noch von Landgraf Wilhelm VIII. Aber selbst wenn man gut versichert ist, gilt es, die geplanten bzw. getroffenen Maßnahmen zur Sicherheit und Unversehrtheit der Werke, die der Landgraf so betonte, immer wieder zu überdenken, gegebenenfalls kritisch zu hinterfragen und im Zweifel auch mit der Versicherung zu erörtern.

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